Neue Bluthochdrucktherapie (2)
In diesem Bericht erhalten Sie Antworten auf die Frage, wie gemessene Blutdruckwerte offiziell beurteilt werden.
Der Blutdruck ist der Druck, mit dem das Herz das Blut durch die Blutgefäße des Organismus pumpt. Man spricht auch vom arteriellen Blutdruck, da der, in den Arterien herrschende, Druck gemessen wird. Der Wert wird typischerweise in zwei Zahlen angegeben. Bei dem ersten Wert handelt es sich um den systolischen Druck und beim zweiten Wert um den diastolischen Druck. Während das Herz pumpt, ist der Druck größer. Dies wird als systolischer Druck angegeben. Der Druck, während das Herz entspannt, wird als diastolischer Druck angegeben. Dabei liefert die WHO (Weltgesundheitsorganisation) die folgende Einteilung der gemessenen Blutdruckwerte:
Blutdruckbereich | systolischer Messwert in mm Hg | diastolischer Messwert in mm Hg |
---|---|---|
Optimal | < 120 | < 80 |
Normal | 120 - 129 | 80 - 84 |
Hoch- normal | 130 -139 | 85 - 89 |
Milde Hypertonie (Stufe 1) | 140 - 159 | 90 - 99 |
Mittlere Hypertonie (Stufe 2) | 160 - 179 | 100 - 109 |
Schwere Hypertonie (Stufe 3) | > 180 | > 110 |
Bild 1: Einteilung der Blutdruck- Messwerte nach WHO
Die Deutsche Hochdruckliga benutzt die gleichen Werte. Allerdings führt sie außerdem die "isolierte systolische Hypertonie" auf, bei der ein systolischer Druck über 140 mmHg gemessen wird, während der diastolische Blutdruck unter 90 mmHg liegt. Der diastolische Blutdruck ist bei diesem Blutdruckbild im Normbereich, während der systolische Blutdruck im Bereich der Hypertonie (Bluthochdruck) liegt.
Blutdruckbereich | systolisch (mmHg) | diastolisch (mmHg) |
---|---|---|
optimal | < 120 | < 80 |
normal | 120 - 129 | 80 - 84 |
hochnormal | 130 -139 | 85 - 89 |
Hypertonie Grad 1 | 140 - 159 | 90 - 99 |
Hypertonie Grad 2 | 160 - 179 | 100 - 109 |
Hypertonie Grad 3 | >= 180 | >= 110 |
Isolierte systolische Hypertonie | >= 140 | < 90 |
Bild 2: Definitionen und Klassifikation der Blutdruckwerte laut der Deutschen Hochdruckliga
Auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) im September 2018 in München wurde der Grenzwert für eine medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks von den Europäischen Gesellschaften für Hypertonie und Kardiologie (ESH/ESC) auch in den neuen Leitlinien beibehalten. Als Grenzwert, ab dem eine medikamentöse Behandlung notwendig wird, gilt weiterhin ein Blutdruck von 140/90 mmHg. Wenn die Therapie gut vertragen wird sollten bei den meisten Patienten Werte von 130/80 mmHg oder niedriger angestrebt werden.
Für die meisten unter 65-jährigen wird empfohlen den systolischen Blutdruck auf 120 - 129 mmHg zu senken.
Angestrebt sollte dieser jedoch nur bei guter Verträglichkeit werden.
In der Altersstufe der 65 - 80-jährigen soll der systolische Blutdruck zwischen 130 - 139 mmHg liegen.
Über 80-jährige sollten diesen systolischen Zielblutdruck ebenfalls erreichen, soweit dies für sie gut verträglich ist.
Für den diastolischen Blutdruck sollte ein Zielwert von < 80 mmHg für alle Bluthochdruckpatienten erwogen werden, unabhängig vom Ausmaß des Risikos und der Begleiterkrankungen.
Liegen die Blutdruckwerte unbehandelt im hochnormalen Bereich von 130 bis 139 / 85 bis 89 mmHg, sollte eine Senkung möglichst durch die Änderung des Lebensstils (Bewegung, Ernährung et cetera) erreichbar sein.
Die Richtlinien der Hochdruckliga enthalten keine Normwerte für zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie). Um niedrige Werte aber nicht nach der Hypertonie-Skala als "optimal" zu bezeichnen, benutzen wir die Grenze 105/65 für niedrigen Blutdruck. Zu niedrige Blutdruckwerte treten vor allen Dingen bei jungen schlanken Frauen auf. Diese merken selbst, dass ihr Blutdruck zu niedrig ist. Er macht sich durch Schwindel, Müdigkeit oder Ohnmachtsanfälle bemerkbar. Behandlungsbedarf besteht aber nur dann, wenn ein deutlicher Leistungsabfall eintritt oder zum Beispiel die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt wird.
Das heißt zusammengefasst, dass Risikopatienten mittels einer Blutdruck senkenden Therapie nicht mehr auf Biegen und Brechen bis zum "Normalwert" herunter reguliert werden sollen.
Vorteil dieser neuen Leitlinien ist, dass die Therapierung des Bluthochdrucks dadurch stark vereinfacht wird und die schädlichen Nebenwirkungen der Therapie vermindert werden.
Gleichzeitig mit der Empfehlung, bei moderaten Senkungen nur ein Medikament und bei höheren Ausgangswerten nicht mehr als zwei Medikamente gleichzeitig zu verwenden, wird den Ärzten empfohlen, die Eigenverantwortlichkeit der Patienten mit Bluthochdruck in Bezug auf Lebensweise, Ernährung, Bewegung und Entspannung zu fördern.
In Amerika war schon seit Ende 2017 die Diskussion über die Normwerte des Blutdrucks durch eine Senkung der Normwerte wieder neu entflammt. Die US-amerikanischen Leitlinien geben nun eine Grenze von 130/80 mmHg vor. Liegen die Werte darüber, wird dies als erhöht angesehen.
Blutdruckbereich | systolisch (mmHg) | diastolisch (mmHg) | |
---|---|---|---|
normal | < 120 | und | < 80 |
erhöht | 120 129 | und | < 80 |
Hypertonie Stadium 1 | 130 -139 | oder | 80 - 89 |
Hypertonie Stadium 2 | >= 140 | oder | >= 90 |
Hypertensive Krise | > 180 | oder | > 120 |
Bild 3: Blutdruck Normwerte in den USA nach der American Heart Association (AHA)
Die Deutsche Hochdruckliga hält nach heutigem Stand an den bestehenden Richtlinien in Deutschland fest.
Um korrekte und vergleichbare Messwerte zu erhalten, haben wir einige Hinweise zusammengestellt, worauf bei der Messung des Blutdrucks zu achten ist:
- Messen Sie im Sitzen oder im Liegen in ruhiger Umgebung und kommen Sie vor der Messung fünf Minuten zur Ruhe.
- Die Messung sollte auf Herzhöhe erfolgen. Besonders bei der Messung im Sitzen mit einem Handgelenkgerät ist darauf zu achten. Stützen Sie Ihren Arm dabei auf dem Tisch auf. Die Manschette bei Oberarmgeräten befindet sich meist automatisch auf der richtigen Höhe.
- Bei Messungen mit einer Oberarmmanschette sollte der Arm freigelegt werden. Falls Sie den Ärmel hochkrempeln, achten Sie darauf, dass die Blutzufuhr dadurch nicht beeinträchtigt wird. Manche Messgeräte erlauben die Messung mit dünner Kleidung. Achten Sie hierzu auf die Hinweise Ihres Messgerätes.
- Bei der Messung nicht sprechen und nicht bewegen.
- Nicht direkt nach Mahlzeiten messen.
- Nicht direkt messen, nachdem Sie geraucht oder Kaffee getrunken haben.
- Nicht direkt nach einem Bad messen.
- Ihre Blase sollte nicht zu voll sein.
- Die Umgebung sollte nicht zu kalt sein.
- Warten Sie nach dem Sport oder nach körperlicher Betätigung mindestens 30 Minuten, bevor Sie messen.
- Gemäß Leitlinien soll zweimal im Abstand von ein bis zwei Minuten gemessen werden.
- Ihre Blutdruckwerte sollten Sie am besten regelmäßig morgens vor der Einnahme von Medikamenten überprüfen.
- Messen Sie an dem Arm, an dem höhere Werte angezeigt werden.
- Beachten Sie die Anweisungen für das jeweilige Messgerät in der zugehörigen Bedienungsanleitung.
Bitte beachten Sie, dass eine einmalige Messung - zum Beispiel in der Sprechstunde beim Arzt - nicht ausreicht, um das Vorliegen eines Bluthochdrucks zu diagnostizieren. Selbst wenn bei einer einzelnen Blutdruckmessung ein Ergebnis gemessen wird, das keinem Normwert entspricht, ist das kein Grund zur Sorge. Aussagekräftiger ist das Resultat mehrerer Messungen zu verschiedenen Tageszeiten. Ihr Arzt wird deshalb eine Blutdruck- Langzeitmessung vornehmen, um die Schwankungen des Blutdrucks im Tagesverlauf zu kennen. Liegt Ihr Blutdruck außerhalb der Blutdruck-Normwerte, suchen Sie bitte Ihren Arzt auf, um das abklären zu lassen.
Auch bei normalen Blutdruckwerten sollte eine regelmäßige Kontrolle stattfinden. Um eine Auswertung über einen längeren Zeitraum zu erhalten, empfiehlt es sich, einen Blutdruckpass zu führen. Dabei wird der Blutdruck regelmäßig gemessen und aufgeschrieben. Gemäß Leitlinien soll zweimal im Abstand von ein bis zwei Minuten gemessen werden. Eine solche Auswertung liefert dem Arzt eine gute Diagnosehilfe.
Ein weiterer wichtiger Parameter neben dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck ist der Pulsdruck. Der Pulsdruck gibt den Abstand von systolischem und diastolischem Blutdruck an. Zur Berechnung zieht man einfach den diastolischen Druck vom systolischen ab. Das klingt kompliziert, wird aber an einem Beispiel schnell klar:
- Systolischer Druck: 130 mm Hg
- Diastolischer Druck: 80 mm Hg
- Pulsdruck: 130-80 = 50 mm Hg
Angegeben wird der Pulsdruck in Millimeter Quecksilbersäule, genau wie der Blutdruck.
Hat man seine Blutdruckwerte regelmäßig erfasst, lässt sich daraus auch nachträglich der Pulsdruck leicht bestimmen.
Was bedeutet der Pulsdruck?
Der Pulsdruck ist ein Maß für die Elastizität der Blutgefäße. Ist die Dehnbarkeit der Gefäße eingeschränkt, erhöht sich der Pulsdruck. Ein geringer Pulsdruck steht dagegen für gute Dehnbarkeit und damit für gesunde Blutgefäße.
Es gibt Studien, die dem Pulsdruck eine höhere Aussagekraft für das Risiko eines Herzinfarkts einräumen als der Berücksichtigung der einzelnen Blutdruckwerte.
Pulsdruck Normalwerte
Normwerte für den Pulsdruck existieren leider bisher nicht. Als grobe Richtung kann gelten:
Werte mit weniger als 50 mm Hg sind normal. Ab 65 mm Hg besteht bei älteren Patienten oft Behandlungsbedarf.
Was muss man wissen?
Nicht jede Behandlung zur Senkung des Bluthochdrucks senkt auch den Pulsdruck. Sollten Sie sich bereits in ärztlicher Behandlung zur Senkung des Blutdrucks befinden, Ihr Pulsdruck aber über 50 mm Hg liegen, sprechen Sie Ihren Arzt bitte darauf an.
Puls Normalwerte
Die Pulsfrequenz zeigt eine starke Abhängigkeit von Alter und Fitness. Viele Ursachen führen zu einem kurzfristigen Anstieg der Pulsfrequenz. Dazu gehört körperliche Anstrengung, aber auch Erregung. Um vergleichbare Werte für die Puls-Normwerte zu haben, sollte daher immer der Ruhepuls gemessen werden.
Die Puls Normalwerte nach Alter:
Alter | Pulsschläge pro Minute |
---|---|
0 Jahre | 140 |
2 Jahre | 120 |
4 Jahre | 100 |
10 Jahre | 90 |
14 Jahre | 85 |
Erwachsene | 60 - 80 |
Senioren | 80 - 85 |
Hinweise:
- Frauen haben meist leicht höhere Werte als Männer.
- Leistungssportler haben deutlich niedrigere Pulswerte.
- Manche Medikamente verlangsamen oder beschleunigen die Pulsfrequenz. Bei Bluthochdruckpatienten führen beispielsweise oft die eingesetzten Beta-Blocker zu einer deutlichen Verlangsamung.
- Genussmittel wie Nikotin, Alkohol und Koffein können die Pulsfrequenz zeitweise erhöhen.
- Bei Infekten ist der Pulswert häufig etwas erhöht.
Der Bericht wird fortgesetzt.